Ursprung
und Entwicklung des Stadtteils Gelmer mit den Bauernschaften Gittrup, Overeskenhoek und Fuestrup
Die Aussage, dass die bäuerlichen Ursprungsbesiedlungen, d.
h. Bauernschaften, ihrer Herkunft nach älter sind als manche Großstädte,
kann heute dank der Rettungsgrabungen des Westf. Landesmuseums für Vor- und
Frühgeschichte auch im hiesigen Raum belegt werden.
Unter Rettungsgrabungen versteht man die Freilegung von bäuerlichen
Kulturflächen an den Rändern von Wasserläufen, hier insbesondere in der
Uremsrinne auf den Emsterrassen.
Diese Grabungen werden überall dort vollzogen, wo die Oberfläche durch
Bodennutzung und Entsandung unwiederbringlich verloren geht. Durch das
vorsichtige Entfernen des Ackerbodens (Humusschicht), welche durch
Jahrtausendalte Bewirtschaftung entstanden ist, wird der Ursprung der
Bewirtschaftung des Bodens wieder freigelegt.
Durch zahlreiche Bronzefunde sowie Funde von Grabanlagen weiß man, daß
dieser Raum bereits um etwa 23000 v. Chr. von sesshaften Jägern und
Sammlern besiedelt war. Diese Funde belegen die Epochen von der Zeit der
Hirtennomaden bis zum Neolitikum, etwa 3000 v. Chr., der Zeit der
sächsischen Siedlungen etwa 800 n. Chr. bis hin zu den Flakstellungen aus
dem 2. Weltkrieg. Diese Funde sind größtenteils auch ausgestellt im
Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte. Sie sind dort in einer eigenen
Truhe mit Funden aus Gittrup untergebracht.
Diese ersten Besiedlungen sind eigentlich überall dort nachzuweisen, wo an
hoch und trocken gelegenen Flussufern der warme und trockene Boden den
sesshaft gewordenen Jägern und Sammlern die Gelegenheit gab, mit primitiven
Mitteln Ackerbau zu betreiben. Gleichzeitig fanden sie in den Flüssen
reiche Fischnahrung, während in den weiter von den Flussufern
zurückliegenden Urlandschaften, sei es Wald oder Heide, für den nötigen
Lebensunterhalt gesorgt und mit den damals primitiven Mitteln dem Wild
nachgestellt werden konnte.
Aufgrund der gleichen geographischen Lage des Ortsteils Gelmer wie die der
Bauernschaften Gittrup, Fuestrup und Overeskenhock kann man davon ausgehen,
dass auch hier, wenn es zu Rettungsgrabungen kommen sollte, ähnliche Funde
gemacht werden könnten. Fest steht jedenfalls, dass die hoch und trocken
gelegene Emsaue innerhalb der Uremsrinne der Ursprung der ersten Besiedlung
in diesem Raum gewesen ist.
Im Rahmen der archäologischen Bodenkmalpflege wurden in den Jahren 1980-84
in MS-Gittrup in einer Sandgrube auf der Niederterrasse der Ems u. a. die
Spuren mehrerer frühmittelalterlicher Hofplätze ausgegraben. Einer dieser
Hofplätze wurde in unmittelbarer Nähe des Grabungsgeländes nach den
Befunden originaltreu rekonstruiert. Er soll den Besuchern ein lebensnahes
Bild eines solchen sächsischen Bauernhofes aus dem 6.-8. Jahrhundert
vermitteln. Dabei ist daran gedacht, die während der laufenden Ausgrabungen
dokumentierten Quellen, wie etwa die Grundrisse verschiedener Häuser im
Vergleich mit den rekonstruierten Gebäuden, auch für einen Laien
verständlich zu machen. Das Wohnhaus hat im Grundriß eine etwa
schiffsförmige Gestalt. Das in die Erde eingetiefte Grubenhaus diente
handwerklichen Tätigkeiten; hier insbesondere der Textilherstellung, worauf
Funde von Standspuren stehender Webstühle sowie tönerne Webgewichte und
Spinnwirtel hinweisen. Die Siedlungen legte man vorzugsweise auf
hochwasserfreien flussnahen Terrassen an. In Gittrup konnte ein zeitgleicher
Weg nachgewiesen werden, der durch eine heute nicht mehr vorhandene Emsfurt
führte. Das Vieh weidete vermutlich in den feuchten Flußauen. Die
hochwasserfreien Terrassenflächen im Bereich der Höfe wurden ackerbaulich
genutzt. Dieser Ackerbau erfolgte zunächst mit einem Haken, in späterer
Zeit mit dem Streichbrettpflug. In Bodenproben konnten auch Reste
verschiedener Kulturpflanzen (Getreide, Öl- und Faserpflanzen wie z. B.
Roggen, Hafer, Gerste, Emmer-Weizen, Leindotter, Flachs) sowie Reste von
Heilpflanzen und Ackerkräutern festgestellt werden. Ein großer Teil der
Pflanzen wurde experimentell im Bereich des rekonstruierten Hofplatzes
angebaut. Dieses Anbauexperiment soll das Gesamtbild im frühen Mittelalter
abrunden.
Aufgrund der Einbeziehung dieser Flächen in eine Wasserschutzzone ist diese
Hofstätte hier abgetragen und in Greven-Rentrup wieder aufgestellt worden.
Aber nicht nur durch Bodenfunde, sondern auch durch sprachliche
Überlieferung und durch die Sprachforschung kann man nachweisen, dass die
Bauernschaftsnamen in ihrer Entstehung der sächsischen Zeit oder sogar
früher zuzuordnen sind. Dies ist besonders typisch für Namen von
Hofgruppen, die bereits im Jahre 1000 nachweislich urkundlich erwähnt
werden. Es sind dies insbesondere die Bauernschaftsnamen mit den Endsilben
-ithi, -fort, -prop oder -torp (lat. turba = schar). Dies gilt insbesondere
für Gelmer = Galmari, Gittrup = Gethelingtorpe, Fuestrup = Fugesestrop,
Wattendrup = Weppentorpe.
Auch der Name Overeskenhoek ist ebenfalls dieser Zeit zuzuordnen, es heißt
übersetzt Hohes Eschland im Winkel/Ecke.
Insbesondere in der Zeit bis zur Missionierung des Münsterlandes, etwa Ende
des 8. Jahrhunderts durch den Frankenkönig Karl den Großen, bestanden
solche Ansiedlungen immer in Nachbarschaften oder in Großfamilien (Sippen).
Dies war schon aus Schutzgründen notwendig. Etwa um diese Zeit entstand
auch die in unserer Nähe gelegene Wallburg Haskenau. Sie ist heute noch
eines der ältesten erhaltenen Bodendenkmäler in Westfalen.
Erst nach der Missionierung entstanden unter dem Schutz der Kirchen-Adeligen
und Großgrundherren die Einzelhöfe.
Nach den Bestimmungen der von Karl dem Großen wahrscheinlich um 782
erlassenen "Capitulatio de Partibus Saxoniae" mußte jede
neugegründete Kirche zur wirtschaftlichen Sicherung mit 1-2 Bauernhöfen
ausgestattet werden. So gelangten die Kirchen in den Besitz zahlreicher
Bauernhöfe und Grundstücke. Andererseits erfüllten sie so auch vielfach
die Aufgaben der heutigen Sozialämter.
Lehnsherren unserer bäuerlichen Vorfahren waren somit das Stift St.
Mauritz, das Stift Freckenhorst, das Domkapitel sowie die Pfarreien St.
Lamberti und Überwasser. Außerdem besaß der Fürst Salm Salm zu Horstmar
einigen Grundbesitz in Gelmer. Aus Unterlagen des Hofes Witte ist
ersichtlich, dass noch um 1845 die letzten Lehen den Fürsten Salm Salm zu
Horstmar gezahlt wurden. Eine andere sehr interessante Urkunde, im Besitz
des Bauern Anton Klostermann-Schraeder, auf Leder geschrieben aus dem Jahre
1578, belegt den Ursprung des Hofes. Der zusammengefasste Text der Urkunde
lautet wie folgt: "Dechant senior und Capitel des Collegiatstiftes St.
Mauritz bekunden ihre Zustimmung zu einer Grundschuld von 20 Goldgulden,
lastend auf ihrem Erbmeierhof Schroer zu Gelmer. Für das Darlehen ist
jährlich am Vorabend des Dreikönigsfestes ein Gulden als Zins zu
zahlen."
Natürlich war nur nutzbares Ackerland im Eigentum verschiedener
Institutionen oder Personen. Der größte Teil der Fläche war jedoch
Allgemein-Eigentum, sogen. Almendeland. Dazu gehörten hauptsächlich die
Flächen, die aufgrund ihrer mageren Bodenbeschaffenheit Heideflächen waren
und auch als Waldflächen kein Nutzholz oder Laubwald hervorbrachten. Erst
im Jahre 1810 wurden die letzten in der Gemeinde St. Mauritz gelegenen
Almendeflächen durch einen Rezess an die dort ansässigen Bauern
aufgeteilt. Diese Allgemeinflächen oder Almende wurden schon damals durch
sogen. Markgenossenschaften verwaltet. Sie entschieden darüber, wer diese
Flächen nutzen durfte entweder durch das Stechen von Plaggen oder durch das
Abweiden von Vieh.
Die Fläche, in der nur Hornvieh geweidet werden durfte, wurde auch so
bezeichnet, deshalb heute noch der Name Hornheide. Auch an alten
Straßenführungen läßt sich ablesen, welches Land Privatbesitz und
welches Land Allgemein-Besitz war. So ist auf den Karten der Hessenweg, der
bis zum Schiffahrter Damm durch Almendeflächen ging, als schnurgerade Linie
zu erkennen, weil man sich bei der Führung dieser Straße nicht nach
verschiedenen Eigentumsrechten zu richten brauchte. Demgegenüber ist die
Straßenführung z. B. des Schiffahrter Damms den Eigentumsverhältnissen
und auch den Bedürfnissen der jeweiligen Hofesstellen angepasst. Der Name
des Hessenweges hat natürlich mit den Hessen nichts zu tun, sondern leitet
sich ab aus dem altdeutschen Namen Horsweg, d. h. Pferdeweg. Ebenso hat die
Bezeichnung Schiffahrter Damm mit der Schiffahrt auf dem Kanal nichts zu
tun. Diese Straßenbezeichnung hat ihren Namen durch die Aufschüttung
dieser Straße in der Uremsrinne, weil es dort naß war, in Form eines
Dammes und mit der Überquerung der Ems mit einem Fährschiff. Der bereits
etwa um 1000 erwähnte Name einer Hofstelle Skiphorst später Schippmann,
heute Muesmann, deutet darauf hin, daß hier eine wichtige Furt über der
Ems war.
Spätestens Anfang des 16. Jahrhunderts errichtete man eine Holzbrücke
über der Ems. Als durch Kriegswirren diese Brücke 1644 zerstört wurde,
sollte sie 1652 neugebaut werden. Doch dieses wurde nicht verwirklicht. Die
Flußüberquerung wurde daraufhin weiterhin mittels einer Fähre
aufrechterhalten. Weil dieser Fährdienst auch eine Einnahmequelle für den
Betreiber war, wurde dieser Fährdienst verpachtet. Letzter Pächter war
Anfang des 19. Jahrhunderts der Gastwirt Joanning. Der Fährbetrieb wurde
1822 eingestellt, als man eine neue Emsbrücke aus Holz errichtete.
An der Stelle, an der der Schiffahrter Damm die Stadtlandwehr durchquerte
und durch einen Schlagbaum gesperrt war, übte das münstersche Domkapitel
das Zollrecht aus. Derjenige, der diesen Baum bediente, trug den Namen
"de Boomer". Weil es sich um einen Schlagbaum der Stadt handelte,
bekam die Hofesstelle dort den Namen Stadtbäumer.
An dieser Stelle ist heute noch die Landwehr in ihrer ursprünglichen Form
und zwar mit zwei Wellen und drei Gräben erhalten.
Die Bauernschaften Gelmer, Gittrup und Overeskenhock waren von jeher Teil
des Kirchspiels St. Mauritz. Dem Kirchspiel stand ein Kirchspielsvogt vor.
Diesem Vogt unterstanden die sogen. Kirchspielsführer. Sie waren zuständig
für öffentliche Dienste usw. Kirchspielvorsteher war 1664 in Gelmer
"der Oldewulff", außerdem der Bauer Schwarte und in Gittrup der
Bauer Wältermann. Sie waren für die Erhebung der Schatzungen zuständig.
Schatzungen waren Abgaben, die pro Kopf erhoben wurden und nicht mit Lehen
zu verwechseln sind. Bereits um 1400 wird das 1. Schatzungsregister
geführt, welches im Staatsarchiv einzusehen ist. In diesem Register werden
Hofesstellen in Gelmer hauptsächlich mit der Namensendung "ink"
genannt. Aus diesem Grund sind auch die Straßen in unserem Ortsteil jeweils
nach den ursprünglichen Namen der früheren Grundeigentümer benannt. Da
diese Flächen damals auch noch Heideflächen waren, ist die Endung
"Heide" jeweils hinzugefügt worden.
Ebenfalls wurden etwa um 1970 in den Bauernschaften jeweilige
Bauernschaftsrichter ernannt. Für Gelmer war dies seinerzeit der Bauer
Alfert. Wichtige Aufgaben hatten die Kirchspielvorsteher als
Steuereintreiber zu erfüllen. Aus diesen Aufgaben heraus ist auch die
Zusatzbezeichnung Schulte (Schultheis) zu erklären. Diese Schatzungen bzw.
Steuern wurden ursprünglich durch die Landstände von Fall zu Fall erhoben.
Die regelmäßige Besteuerung begann aber erst etwa um 1538 mit der
Einführung der "Kerspelschattinge".
Das Kirchspiel wurde dabei mit einer festen Summe veranlagt. Aus dem Jahr
1664 liegen für die Bauernschaft Gelmer folgende Steuerlasten vor: 42
Reichtaler, 154 Schilling.
Bei einer Hausschatzung im Jahre 1680 zahlten 24 Höfe und Kotten in Gelmer
34 Reichstaler und 63 Schilling. Da in Gittrup aber nur 6, in Gelmer 10 und
in Overeskenhoek 5 Höfe mit entsprechenden Kotten vorhanden waren, muß man
davon ausgehen, daß unter Gelmer auch Teile der Bauernschaft Kemper mit den
Höfen Stadtbäumer, Große Kleimann, Lütke Kleimann und Heitmann gemeint
sind.
2 Steuerpflichtigen war die Steuer wegen Armut erlassen. Dies war meistens
dann, wenn ein Hof abgebrannt war. Die Bemerkung in der Steuerliste Wüst
und Pauper weist darauf hin.
Neben den Steuern waren den Bewohnern des Kirchspiels St. Mauritz auch
Hand-und Spanndienste auferlegt. So hatten die Bauern für die
Befestigungsanlagen der Stadt Münster wie auch 1657 bei der Belagerung
durch Bischof Bernhard von Galen Laufgräben und Geschützstellungen zu
legen. Das geistliche Fürstentum Münster wurde etwa um 1800 aufgehoben.
Bei der Schaffung der Provinz Westfalen errichtete man neben den
Regierungsbezirken Arnsberg und Minden auch den Regierungsbezirk Münster.
Der östliche Teil einschließlich Münster wurde von den Preußen in Besitz
genommen und in vier Landkreise aufgeteilt. Diese Landkreise waren in Ämter
unterteilt. Zum Landkreis Münster gehörte auch das Amt St. Mauritz,
aufgrund der damals eingerichteten Ämterverfassung. Die einzelnen Gemeinden
dieses Amtes waren Hiltrup, Amelsbüren, Handorf und die Gemeinde St.
Mauritz, die fast identisch mit dem früheren Kirchspiel St. Mauritz waren.
Zu dieser Gemeinde gehörte damals auch noch das in der französischen Zeit
zugeteilte Kirchspiel Gimbte, das aber erst 1821 an das Amt Greven
abgetreten wurde.
Gittrup, Gelmer, Sudmühle, Kemper, Laer und Werse verloren ihre
Eigenständigkeit mit der Eingemeindung in die Stadt Münster im Jahre 1975.
1782 wurde eine Schulordnung zur Verbesserung des Unterrichtswesens im
Hochstift Münster erlassen. Sie sah vor, die allgemeine Schulpflicht vom 5.
oder 6. bis zum 14. Lebensjahr einzuführen. Unterrichtung im Schreiben,
Lesen, Rechnen, christlicher Moral, Sitten- und Glaubenslehre. Da die Kinder
aus der Bauernschaft Gelmer die Stiftsschule in St. Mauritz besuchen
mussten, bedeutete das für sie einen sehr weiten Schulweg. Man bemühte
sich, die Kinder aus dem Bereich Gittrup in der Schule des
Nachbarkirchspiels Gimbte unterrichten zu lassen. Obwohl im allgemeinen
derartige Abwanderungen von den zuständigen Schulen nicht gestattet waren
und auch von den Lehrern wegen Verlustes an Schulgeld bekämpft wurden,
wurde in diesem Fall wegen der ungewöhnlich weiten und schlechten Wege eine
Ausnahme gemacht. Von den 54 Schülern und Schülerinnen, die die Schule in
Gimbte besuchten, kamen etwa 19 aus Gelmer. Etwa 1863 gestattete man den
Gelmeraner Bürgern, eine eigene Bauernschaftsschule zu errichten. Bevor es
zu dieser Genehmigung kam, hatte man bereits 1780 durch eigene Initiative
eine Lehrerin engagiert. Sie erteilte Unterricht im Speicher des Hofes
Witte. Die Kosten für diese Lehrerin mussten von den Eltern der Schüler
bezahlt werden. Sie betrugen im Jahre 1862 z. B. für ein Jahr 60 Taler für
14 Familien, die insgesamt 21 Schulkinder hatten. Dieses Provisorium wurde
1864 durch einen Anbau an die im Jahre 1863 erbaute Kapelle beendet. Aus
diesen Daten geht hervor, dass vor dieser Zeit auch die
Gläubigen zur Kirche nach St. Mauritz mussten. Dies stellte besonders für
die Kinder, die zum Kommunionsunterricht den weiten Weg zu Fuß zurücklegen
mussten, eine besondere Härte dar. Auch dieser Missstand wurde durch
Eigeninitiative der Bauern beseitigt, indem der Bauer Stadtbäumer um 1854
unmittelbar an seinem Hof an der Westseite des Schiffahrter Damms aus
eigenen Mitteln eine Kapelle errichtete. Sie wurde deshalb dort errichtet,
weil die Kinder dann nur noch eine halbe Wegestrecke zurücklegen mußten,
während der unterrichtende Priester von St. Mauritz ihnen entgegenkam.
Durch die Errichtung einer Kirche und Schule in der Bauernschaft Gelmer
entwickelte sich diese Bauernschaft naturgemäß stärker als die damals
fast gleich großen Bauernschaften Overeskenhoek und Gittrup. In diese Zeit
fallen auch die Vereinsgründungen.
Erst um 1800 etwa wurden in Gelmer einschließlich der Bauernschaften die
Hausnummern eingeführt. Nicht etwa nach dem Alter der Höfe, sondern
generell von Norden nach Süden. Man begann in Gittrup mit den Hausnummern
1-6 und endete im südlichen Teil der Bauernschaft mit den Höfen Große
Kleimann Nr. 39 und Lütke Kleimann Nr. 40. Da beide Höfe diesseits des
Edelbaches lagen, gehörten sie noch zur Bauernschaft Gelmer. Der Edelbach
bildete westlich des Schiffahrter Dammes die Grenze zum Stadtgebiet,
während er östlich die Grenze zur Bauernschaft Kemper darstellte. So
gehörten die Höfe Stadtbäumer und Hovestadt seit jeher zu Gelmer. Aus
dieser damals fortlaufenden Numerierung konnte man auch erkennen, welche
Ansiedlungen nach 1800 erfolgten. Dies waren in der Regel alle Häuser mit
der Nr. über 40.
Wichtige Ereignisse in der Geschichte unseres Ortsteils sind natürlich auch
die Anlage der städtischen Rieselfelder um 1900 sowie der Bau des
Dortmund-Ems-Kanals. Fertiggestellt im Jahre 1899. Durch die dadurch
angebotenen Arbeitsplätze wurde der Ortsteil Gelmer immer mehr zu einem
beliebten Siedlungsort. Auch die beiden Weltkriege gingen nicht spurlos an
Gelmer vorüber. Das vor einigen Jahren in dem ehemaligen Turm unserer
Pfarrkirche fertiggestellte Ehrenmal erinnert an die in diesen Kriegen
Gefallenen und mahnt zu Frieden und Freiheit.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Weichen von den damals politisch
Verantwortlichen so gestellt, dass aufgrund von Bebauungsplänen eine
weitere Siedlungstätigkeit ermöglicht wurde. Hauptgrund dieser
Entscheidung war die Einsicht dass die Einrichtungen der öffentlichen
Daseinsvorsorge unbedingt am Ort erhalten bleiben mussten. Dazu zählt
insbesondere die Pfarrkirche, der Kindergarten und die Grundschule. Durch
einen ausgeprägten Sinn für eine gute Gemeinschaft in unserem Ort und Dank
vieler Eigeninitiativen können wir heute auf die Entwicklung unseres
Stadtteils mit Genugtuung und ein wenig Stolz zurückblicken. Dies ist aber
nur möglich, wenn die Bürger neben dem notwendigen Eigeninteresse auch die
Gemeinschaftsanliegen tatkräftig mit unterstützen. Dazu gehört auch die
Unterstützung der Traditionsvereine in unserem Ort. Es wäre
wünschenswert, wenn auch diese Chronik dazu beitragen könnte.
Diese Chronik wurde uns freundlicherweise von Herrn Ludger
Altenhövel zur Verfügung gestellt.
Quellen:
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Katasteramt der Stadt Münster
Staatsarchiv Münster
Werner Dobelmann, Münster, St. Mauritz
"Ursprung und Werdegang eines Stadtgebietes und seines
Vorlandes"
Rettungsgrabungen der Bodendenkmalspflege Westfalen 1973-78
Westf. Landesmuseum
für Vor- und Frühgeschichte
Landschaftsverband Westfalen.
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